Stellungnahme von Designer*innen zu den Protesten für mehr Klimaschutz der Fridays for Future BewegungVersion 1.0, 03/2019
Wir, Designer*innen (Beschäftigte, Selbstständige, Lernende, Lehrende, Forschende) solidarisieren uns mit den Schüler*innen der Fridays for Future Bewegung. Auch begrüßen und hochachten wir die Stellungnahme der Scientists for Future!
Junge Menschen protestieren gegen die Untätigkeit und Inkonsequenz derer, die unsere Gegenwart gestalten und damit eine lebenswerte Zukunft für die folgenden Generationen aufs Spiel setzen. Natürlich steht nicht ausschließlich „die Politik“ in der Verantwortung. Wir alle sind die Untätigen und Inkonsequenten, die Besorgten und die, die sich ohnmächtig fühlen – aber wir sind zugleich die, die gestalten können! Und so stehen auch wir Designer*innen in der Verantwortung die Ursachen und Konsequenzen des Klimawandels ernst zu nehmen und unsere eigene Praxis zu hinterfragen.
Alle Bereiche unserer Lebenswirklichkeiten unterliegen Gestaltungsprozessen, sind also veränderbar. Wir sind Mit-Gestalter*innen von Kommunikation und Dingen und damit von Bedeutung, Werten und den Interaktionen zwischen Menschen und Umwelten: Räumen, Strukturen, Prozessen, (Öko)Systemen, Gewohnheiten, Ritualen, Banalitäten und Überlebenswichtigem. Gern inszeniert sich „Design“ als Instanz der Innovation und Veränderung, im weitaus stärkeren Maße hilft es aber dabei den Status Quo zu stabilisieren, sei es bewusst oder unbewusst. Doch Ästhetik und Design dienen nicht nur konsumorientierter Interessen, sondern gestalten Lebenswirklichkeiten mit.
Keine Instanz oder Profession kann allein die Herausforderung bewältigen zu beantworten, wie wir leben wollen/sollen/können. Es ist ein gesellschaftlicher Diskurs, nicht frei von Widersprüchen. So wollen auch wir Designer*innen neue Allianzen knüpfen: um Veränderbarkeit vorstellbar zu machen; Veränderungen sichtbar und diskutierbar zu machen; Dingen, Themen, Menschen eine Stimme zu geben; zu vermitteln, zu übersetzen; zu träumen und zu spekulieren; zu protestieren, zu dekonstruieren und zu (re)manifestieren! Es gilt zu versuchen in globalen wie lokalen Netzwerken Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu begreifen, zu verstehen wie Werte, (Öko)systeme, Objekte, Kommunikation und Interaktion entstehen und sich verändern – um eine respektvolle Gestaltung gegenwärtiger Lebenswirklichkeiten und möglicher Zukünfte zu ermöglichen – zuwider eines blinden Technikvertrauens, neoliberaler Marktlogiken, hetero-normativer/misogyner Narrative, kolonialer Praktiken, Greenwashing, …
Denken müssen wir, diskutieren müssen wir, gestalten müssen wir! Wir wollen die Gegenwart und Zukünfte gestalten, die ein Leben mit der Welt ermöglichen, also die planetaren Grenzen genauso wie die Gestaltungsmöglichkeiten ernst nehmen! design for futures!
Was können wir tun?
Diese Stellungnahme möchte ein Signal senden an die eigene Profession, genauso wie an alle, auf deren Kooperationen wir wechselseitig angewiesen sind. Unser Dank und volle Unterstützung gilt all den jungen Menschen, die sich bei den Fridays for Future engagieren! Wir tragen ihr Engagement weiter.
Viele engagierte Designer*innen, Organisationen, Studiengänge, etc. stellen sich bereits den Herausforderungen unserer Zeit. Diese Initiativen gilt es sichtbarer zu machen, zu diskutieren und fortzuschreiben. So möchten wir unseren Beitrag um weitere Positionen, Kommentare und Kontroversen erweiterten und auf designforfutures.org veröffentlichen. Design for Futures lädt dazu ein zeitgemäße Leitlinien/ Grundsätze/Maxime auszuarbeiten, denen sich Designer*innen wie Institutionen verpflichten können. Die Ökologische Krise fordert Veränderungen in den Gestaltungsprofessionen (inklusive der Lehre), die es zu gestalten gilt.
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